Enterprise , Fa. Tolisch

Daemonium

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So,speziell mal für Rainer (und Natürlich auch alle anderen Interessierten) hier die

Enterprise von Tolisch.Das Bild stammt aus dem Buch "175Jahre Kreuznacher Jahrmarkt,

und dieser fand vom 17.08 -21.08.1973 statt.

Ich muß mal nachsehen,aber ich glaube, noch einige Bilder aus der Jahrmarktsbeilage zu haben.

Gruß

CIMG0862.JPGCIMG0863.JPG
Thomas
 
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ja,das ist ja toll! Ich bin jetzt zufällig über diese Bilder gestolpert und die Datumsangabe des Jahrmarktes 1973 bestätigt nun endgültig,dass der Premierenplatz dieser wohl besten Enterprise der Welt in Bad Kreuznach war,denn zwischen dem Auslieferungsdatum der Fa.Schwarzkopf und dem ersten Jahrmarkttag liegen nur 4 Tage!

Trotzdem sind diese beiden Bilder hier jüngeren Datums. Zum einen,weil die Enterprise in den ersten 3 Monaten noch ein anderes "Outfit" hatte,andere Rückwand,andere Lackierung,weil im Februar 1974 Schweißnahtrisse am Hubarm repariert wurden und in dem Zuge die Enterprise so umgestaltet wurde,wie wir sie kennen.

Zum anderen lese ich auf den Bildern den Schriftzug "Alpenblitz" im Hintergrund,bzw.den Rest davon. Auch ein Geschäft von Schwarzkopf,aber erstmalig 1975 gebaut. Also müssten die Bilder von 1975 sein.

In diesen ersten beiden Jahren wurde das Geschäft auf dem Cannstatter Wasen regelrecht gestürmt. Es blieb gar nicht erst richtig stehen beim Fahrgastwechsel,sondern drehte ganz langsam weiter. Sechs Leute waren mit dem Chipeinsammeln und Schließen der Gondeln beschäftigt.In der senkrechten Position machte das rad gerade mal eine Umdrehung,dann wurde schon wieder zurückgefahren. Man soll vor lauter Menschenmengen gar nicht an dem Geschäft vorbeigekommen sein ,so groß war der Andrang!
Mein Bekannter aus Stuttgart,der mir dies erzählte,verzichtete im ersten Jahr freiwillig auf eine Mitfahrt,obwohl er das Geswchäft so liebt wie ich,weil einfach die Chance,eine Gondel zu kriegen,verschwindend klein war.

Das waren echt die schönsten Zeiten für mich auf der Kirmes und ich danke Gott dafür,dass ich dieses wunderschöne Fahrgeschäft erleben durfte und wünsche mir selbst,dass ich nochmal im Leben mit dieser Enterprise oder der zweiten von ex-Beuermann fahren darf!
 
So,nun sind wieder einige Monate ins Land gegangen und im Netz bin ich wieder mal der Geschichte dieser Enterprise etwas weiter auf den Grund gegangen.

Familie Tolisch reiste mit dieser Enterprise leider nur bis Saisonende 1980. Sowohl in Bad kreuznach als auch in Stuttgart auf dem Wasen war sie in diesem Jahr zum letzten Mal. Dann wurde sie an den Bellewaerde-Park in Belgien entweder verkauft oder auch vermietet,das ist noch nicht geklärt. Dort wurde sie ohne Rückwand und ohne radbeleuchtung bis etwa 1986 betrieben,dann muss es in dem park gebrannt haben,wodurch die wunderschönen Gondeln leider gelitten haben,Anfang 1988 hat der holländische Schausteller Sipkema sie übernommen,dabei sind neue Gondelverkleidungen,neue Podiumsplatten und ein anderer Kassenwagen zum Einsatz gekommen. All dies lässt vermuten,dass ein Kabelbrand unter dem Podium entstanden sein muss.

Zum anderen habe ich in dieser Woche ein schönes Telefonat mit JA! -dem Schwager von Anton Schwarzkopf!!!-gehabt.Sein Sohn beschafft auf Wunsch Ersatzteile für gebrauchte Schwarzkopf-fahrgeschäfte,also muss er auch im Besitz sämtlicher technischer Unterlagen sein. Er wohnt nur wenige Kilometer von Münsterhausen entfernt und war nicht abgeneigt,dass ich ihn mal besuche.Das werde ich im Sommer (Juli/August) auch tun,weil ich auch in München jemanden besuche. Dieser gute Mann,der eine Schwester von A.S. geheiratet hat,spricht genau das aus,was ich vermutet hatte,denn Anton Schwarzkopf war nicht nur ein pfiffiges Kerlchen,sondern auch ein sehr sozial eingestellter Mensch.Darum hat er wohl bis heute auch so viele Freunde.
 
Ich habe gerade eine lange Geschichte über die Dürener Annakirmes gelesen. Hier hat Familie Tolisch für 1974 eine Zusage bekommen und auch dort gestanden. Da zwischen der Dürener Annakirmes und dem Bad Kreuznacher Jahrmarkt zeitlich genau die Kirner Kerb dazwischenliegt hatte ich damals das Riesenglück,dieses bis zum heutigen Tage aussergewöhnliche Fahrgeschäft dort kennenzulernen. Auch 1975 war die Reiseroute gleich.

Da aber 1976 der Münchner Schausteller Feldl eine Huss Enterprise mit vier Gondeln mehr bekommen hat,stand dieser bestimmt fast 10 Jahre in ununterbrochener Reihenfolge in Düren und Fam. Tolisch hat "In die Röhre" geguckt,weil damals war größere Kapazität das wichtigste Argument für eine Platzzusage. Darum habe ich von 1976-79 diese

schöne Enterprise in Kirn nicht mehr gesehen,weil wohl die Reiseroute aufgrund der Gegebenheit in Düren geändert wurde. Überhaupt haben in Düren Schausteller aus München bevorzugt Plätze bekommen-jedenfalls damals.
 
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Und jetzt hab ich noch ein Leckerbissen für Technikfreaks,die vielleicht vorhin meinen Text beim Thema Interschau 1974 gelesen haben. Ich habe vor knapp 10 Jahren einen ehemaligen Schwarzkopf Mitarbeiter besucht. Der hat im Keller einen ganzen Schrank mit alten Fotos!
Zwei davon habe ich bekommen. Eines zeigt die Tolisch Enterprise wenige Wochen vor der Auslieferung in der legendären Traglufthalle im Werk 2 (da,wo jetzt Gerstlauer ist) Die Anlage ist aufgebaut,zum Teil noch grundiert dieses mattrote Zeugs was direkt nach der Bleimennige auf den Markt kam. Es war Freitagnachmittag,sagte der Ex Mitarbeiter ,und Anton Schwarzkopf bestand darauf,an diesem Tag noch die erste Probefahrt zu machen. Es waren aber erst 2 Gondeln fertig. Also wurden diese reingehangen und los gings! Dann entstand dieses Foto. man sieht auch eine der beiden Lampen,die jetzt vermutlich an Markmanns Nessy dran sind. Zwichen Oberkante Gondel und Dach der Halle war gerade mal ein halber Meter Platz!

Das andere Foto zeigt eine der wohl schönsten Gondeln,die jemals gebaut wurden. Hier sieht man direkt,woher die Firma Huss ihren Gondeln diese Form gegeben hatte.
Die Konstruktion des Klappdaches ähnelt jener der Falttüren eines Mercedes Sportwagen aus dieser Zeit. Schwarzkopf war Mercedes Fan.
Eine Gondel soll ca 280kg gewogen haben. bei der aufwändigen Konstruktion auch kein Wunder. Der runde Ring vorne beinhaltet Schleifringe für die Elektrik,das ovale Gebilde an der Rückseite der Gondel beinhaltet eine Spreizhebelbremse. Diese sollte verhindern,dass die Gondeln beim Ein.-und Aussteigen schaukeln.Bei der zweiten Enterprise für Beuermann hat man das schon nicht mehr drangebaut,sondern den Strom zur Gondel mit Spiralkabeln geleitet.

Spätestens jetzt wird jedem begreiflich,warum die Enterprise von Schwarzkopf ca. 100.000 DM teurer war als jene von Huss. Das war auch letztendlich zusammen mit der höheren Kapazität der Grund,warum Huss von der Stückzahl her den Siegeszug angetreten hatte.
Das Fahrgefühl zwischen beiden ist zwar ähnlich,jedoch nicht gleich. Dieser Prototyp machte einen göttlichen Maschinensound beim Start,der mit zunehmender Geschwindigkeit langsam verhallte,von der Rückwand reflektiert wurde und schließlich verschwand. Dieser Sound ist um einiges schöner als der altbekannte Breakdancer Sound,weil er so selten ist!

Ausserdem ist das Rad schneller,etwa 1 Umdrehung pro Minute mehr als Huss. Zweitens fährt diese Enterprise dank ausgeklügelter Technik exakt auf einen Winkel von 90 Grad.Will heißen,die Gondeln stehen oben exakt auf dem Kopf und das mekt man schon bei der Fahrt.
Leider verschwand dieses wunderschöne Gerät Ende 1980 wegen dem "höher,schneller,weiter-Wettbewerb von unseren Festplätzen!

731299731300
 
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Den Andrang in Düren an der Feldl-Enterprise habe ich auch erlebt. Beim noch schnellen Auslaufen haben die Gehilfen per Hand in atemberaubener Frequenz die Hebel der Sicherheitsbügel regelrecht aufgeschlagen.Es musste alles sehr schnell gehen, um all die Interessenten abzufahren.
 
Bei Schwarzkopf musste man keine Hebel in atembraubender Frequenz aufschlagen. Die Bügel wurden vom fahrpult aus mit einem Knopfdruck entriegelt. Wie bei den Monster 2 und 3. "klacklacklack!" ging es . Eben typisch Schwarzkopf! Auch noch so ein Grund,warum sie damals teurer war.
 
Moin,
noch eine kleine Ergänzung meinerseits, auf dem linken, etwas gelbstichigen Bild, bedingt durch die Farbgebung der Traglufthalle, sind auch schön die Radausausleger zu sehen, genau die gleichen wurden später auch am Twister Ski Lift 3, so die interne Bau Typen Bezeichnung, dem Melodie-Swing, der kurz nach der Tolisch Enterprise gebaut wurde, erkennbar. Fa. Schwarzkopfs Auftragsbücher waren zu der Zeit prall gefüllt und die kaufwilligen Schausteller bestanden auf Einhaltung der Lieferzeiten.

So wurden die baugleichen Ausleger auch am Twister Melodie Swing verbaut, mit dem Nachteil,

dass sich aufgrund des niedrigeren Gewichts der offenen Schirm-Gondeln ganz andere Fliehkräfte als der Enterprise ergaben, lange wurde probiert und getestet, erst als die Radumdrehung optimiert und jeweils ein zusätzlicher Stoßdämpfer zwischen dem Schirm und dem Tragarm
der Gondel (Elefantenstoßzahn) montiert wurde, war das Problem behoben.
 
Diese Ausleger werden auch als "Fachwerkträger" bezeichnet. Aber so ganz baugleich waren sie nicht.

Sie waren zum einen etwas länger,da der Melodie Swing um einiges größer war (20 statt 16 Gondeln) ergeben automatisch einen größeren Raddurchmesser und ich meine,sie waren auch etwas dicker im Profil. Bei der Enterprise war es Vierkantprofil 80x40mm. Zum anderen waren die Ausleger beim Melodie Swing etwas nach oben geneigt,sodass der

Radkranz eine leichte Kegelform hatte,um am äußeren Rand entsprechend hoch zu sein ,weil der Drehkranz direkt auf dem Hubarm saß,während bei der Enterprise ein ca.1,20m hohes Rohr dazwischen sitzt,worin auch der Motor versteckt ist.
Aber die Art und Weise,wie sie gefertigt wurden,ist sehr ähnlich,das stimmt schon. Das ist aber bei Huss auch nicht viel

anders. Die Huss Leute haben ja 1973 beim Bremer Freimarkt alles vermessen und fotografiert bei Tolisch.
 
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Das sieht gut aus! Der Gelbstich kann tatsächlich durch die Traglufthalle gekommen sein,andererseits ist das Foto ja nun schon ein paar Tage alt. Bei mir sind alte Fotos,vor allem die von Photo Porst aus den 70er Jahren auch sehr vergilbt. So gelb sind auch meine alten Bilder vom Zeppelin,die ich hoffentlich noch finde.
 
Ja Folks, die Fa. Porst, da könnte ich mich noch heute selbst ohrfeigen, meine Mutter kaufte entweder Agfa oder Kodak Filmpatronen für ihre Kamera, zum Bietigheimer Pferdemarkt durfte ich den heiligen Foto ausleihen, musste aber von meinem Taschengeld den Film selbst besorgen und ich kaufte, weil günstiger, einen Porst, Ergebnis, alle Aufnahmen/Bilder vom Pferdemarkt, einschl. die des Twisters “Hollywood Swing“ waren gelbstichig...
 
Wobei ich glaube,dass der Werksfotograf von Schwarzkopf mit Sicherheit keinen Porst Film drinne hatte! Nein,das gelbe kam schon von dem Hallendach. Viele Fahrgeschäfte wurden ja hinten auf dem Hof aufgebaut und dann bei völliger Dunkelheit mit eingeschalteter Beleuchtung fotografiert. Da konnte man gleichzeitig den Strom messen,den die Beleuchtung alleine ohne Antriebsleistung verbrauchte.
 
Ja,die haben selbst lackiert,die hatten eine Spritzkabine in einer Halle und in dem legendären Film sieht man ,wie oben erwähnte Ausleger zum Trocknen auf dem Hof liegen mit Kanthölzern dazwischen. War ja Hochsommer,als der Looping Star fertig wurde.
 
ich hätte da für mein Leben gerne gearbeitet! Nur bin ich dafür ein paar Jährchen zu jung. Ich war 12 ,als ich dieses tolle Fahrgeschäft zum erstenmal sah und es mich mit meinem Vater gemeinsam faszinierte.

Ich achte auch auf die kleinsten Kleinigkeiten bei allem,was mich fasziniert. Aus der selben Leidenschaft für Radio und Fernsehen ist ja auch der Name Grundig um die Welt gegangen,wenn auch mit ähnlich traurigem Ausgang für den Herrn Grundig.ABER: Die Welt kennt den Namen Grundig. Sowie die Vergnügungsanlagenindustrie damals u.a. den Namen Schwarzkopf. Als ich den Namen damals las,dachte ich

natürlich an Haarpflegemittel,aber ich konnte den Namen so behalten. Ich habe selbst in der Ausübung meiner Tätigkeiten Liebe bis ins kleinste Detail und gut ist bei mir nicht gut genug. Es muss perfekt sein! Und darum glaube ich ,hätte ich mich sehr gut mit Anton verstanden. Weil er ,wie in dem Film erwähnt,ständig neue Ideen hatte ,wie etwas noch besser zu fertigen ist. Eben ein Idealist und Perfektionist. Und solche Leute können schwierig sein,aber keinesfalls schlecht. Einige Leute haben das offenbar missverstanden.
 

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