Kirmes war früher in meiner Kindheit immer ein richtiges Highlight. Aufgewachsen bin ich in den 90er Jahren in Dülmen, einem kleinen Städtchen zwischen Münster und dem Ruhrgebiet, wo alljährlich am Wochenende nach Pfingsten die Dreifaltigkeits- und immer am zweiten Wochenende im Oktober die Viktorkirmes stattfand bzw. auch heute immernoch stattfindet. Immer wenn die gelben Schilder an den Einfallstraßen Dülmens zu sehen waren, wusste man, bald ist wieder Kirmes in der Stadt.
Sobald es dann an den Aufbau ging, mussten meine Eltern mit mir in die Stadt um zu schauen, welche Fahrgeschäfte diesmal wieder auf Overberg- und Marktplatz aufgebaut wurden.
Und da brauchte sich Dülmen gerade in den 90er Jahren nicht hinter anderen Veranstaltungen zu verstecken. Für 3 Tage (später dann 4 Tage) kamen regelmäßig die Neuheiten die Kirmeswelt nach Dülmen. H.O. Schäfer war regelmäßig mit dem Shake zu Gast, brachte aber auch Fahrgeschäfte wie Enterprise, 1991 den Surfdance und 1998 den Indiago nach Dülmen.
Nicht selten kamen Fahrgeschäfte im Herbst direkt vom Münchener Oktoberfest nach Dülmen, u.a. 1995 der Circuswelt-Wellenflieger von Kaiser oder 1999 Goetzkes Frisbee, der zwischen Bonners großem Breakdance und dem Magic von Völlmecke aus Münster den Overbergplatz in eine HUSS-Ausstellung verwandelte. Zuletzt wurde diese Route 2006 vom Barth´schen Flying Circus eingeschlagen.
Gern gesehener Gast war auch die Firma Ahrend, die seinerzeit in regelmäßigen Abständen den Take off, Top Spin, den Salto Mortale und den Roll Over aufbaute.
Völlmeckes Magic war zwischen 1997 und 2004 zumeist mindestens ein Mal pro Jahr vertreten und auch die Firma Köhrmann brachte ihren Fliegenden Teppich (1999), den Flipper (2003), ihren Top Scan (2010) und zuletzt 2014 den Artistico nach Dülmen.
Zwischen 1997 und 2000 wurde der Kirmesplatz noch um den Schulhof der alten Overbergschule erweitert (heutiger Standort des Kinos). An dieser Stelle kann ich mich an die Geister-Rikscha, die Wilde Maus von Barth sowie das Pirates Adventure erinnern. Im Jahr 2000 wurde dieser Standort mit dem Bau des Kinos jedoch ersatzlos gestrichen.
Die Stammbeschicker bildeten damals wie heute der Disco Jet von Heitmann, die Scooter von Tovar (Frühjahr) und Osselmann (Herbst) sowie im Herbst seit eh und je die Firma Burghard-Kleuser mit dem Columbia Rad sowie die Firma Bonner (1986 - 1992 und seit 2015 wieder mit dem kleinen und von 1993 bis 2014 jeweils mit dem großen Breakdance).
Damals war das, was da im sonst eher beschaulichen Dülmen geboten wurde, schon sensationell.
So war es natürlich klar, dass in den späteren Jahren auch die Volksfeste in der näheren Umgebung besucht wurden. Anfang der 2000er brachte mich mein Onkel erstmals zur Palmkirmes und zur Cranger Kirmes und natürlich wurde auch der Send in Münster besucht.
Irgendwie hat sich das alles dann so verfestigt, dass ich bis heute von der Kirmes nie so ganz losgekommen bin.
Was genau diese Faszination letztendlich ausgelöst hat - ob es die faszinierenden, blinkenden Lichter, die tollen Fahrgeschäfte oder der unverwechselbare Sound des Breakers war, oder einfach die Mischung aus allem - kann ich bis heute nicht sagen.
Auch wenn vom damaligen Glanz der Dülmener Kirmes heute nicht mehr ganz so viel geblieben ist, gehört ein Besuch auf der Dülmener Kirmes für mich jährlich nach wie vor zum Pflichtprogramm - ebenso wie, wenn es die Zeit zulässt, Besuche auf vielen anderen Kirmessen in der Umgebung, oder dort wo ich gerade bin....